Beispiel Welt-Wetter-Tag
von Sr. Josefa Thusbaß
Wenige Themen sind so unverfänglich wie das Reden über das Wetter und Reisende schicken uns schon mal die aufschlussreiche Mitteilung „Herzliche Grüße aus xy, wir sind bei schönstem Wetter hier angekommen!“. Eine Information, die eigentlich nicht notwendig ist, denn die internationalen Wetterkarten sind auch für die Daheimgebliebenen einsehbar. Dass die Wettervorhersage so sicher und zudem weltumspannend geworden ist, ist eine Meisterleistung der Wetterforschung und es ist ein besonders beeindruckendes Beispiel internationaler Zusammenarbeit. Über 190 Länder arbeiten seit 1950 in der Weltorganisation der Meteorologen in Genf zusammen. „Selbst Kriege, Krisen und andere politische Großwetterlagen“, so die Information, „konnten seither die Kooperation nicht beeinträchtigen“. Letzten Sonntag, am „Welt-Wetter-Tag“, feierte diese segensreiche Einrichtung ihr 75jähriges Bestehen. Wir danken es ihr von Herzen und fragen uns gleichzeitig, warum solche beispielhafte Zusammenarbeit in den vielen drängenden Themen, die die Welt betreffen, nicht in derselben Eintracht möglich ist. Schon fast als zweideutig hört sich in unserer politischen Lage das Thema des diesjährigen Welt-Wetter-Tages an: „Gemeinsam die Frühwarnlücke schließen“!
Keine Frage, es braucht die vorausschauende Sorge für unsere Sicherheit. Jenseits davon aber bleibt die Herausforderung, den Blick nicht zu verengen und die Zusammenarbeit für den Frieden als oberstes humanitäres Ziel zu verfolgen. Man stelle sich einmal vor, es käme eines Abends, am Ende der Nachrichten, folgende Eilmeldung: „In gemeinsamer Sorge um das Wohl ihrer Völker kamen die Staatschefs der Vereinten Nationen überein, die atomaren Sprengköpfe abzubauen, um mit dem Aufwand für die Rüstung den Wohnungsbau voranzubringen.“ Wer von uns wäre bereit, solcher Nachricht den gleichen Glauben zu schenken, wie dem anschließenden Wetterbericht?