Brot - Geschenk und zugleich Verantwortung (zum 16. Oktober)

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Heute ist ein wunderbarer Tag, der internationale Welttag des Brotes. Brot – beim Klang dieses Wortes öffnet sich ein ganzes Universum von Vorstellungen. In einer Bäckerei staunend an den Regalen mit all den phantasievollen Variationen unseres Grundnahrungsmittels vorbeizugehen, ist schon ein Genuss für sich allein und sich dann genau das Brot auszusuchen, das für den heutigen Tag passt, hat das Zeug für einen Glücksmoment. Mit Sehnsucht betrachtete ich als Schulkind jeden Tag beim Dorfbäcker die Brezeln, kaufen für gerade mal 6 Pfennig war nicht möglich, für uns Bauernkinder war Taschengeld nicht üblich. Not macht erfinderisch und das Tauschgeschäft mit einer Handvoll Zwetschgen, die glücklicherweise nur wir hatten, gegen eine Breze, war immer ein himmlisches Geschenk.

Brot, das steht für Vieles mehr, als nur für einen Brotlaib. Jemand in Lohn und Brot bringen, bedeutet nichts weniger, als für den Lebensunterhalt zu sorgen. In Südafrika, wo viele Kinder nur allzu oft hungrig zu Bett gehen müssen, war es immer ein ergreifender Anblick, wenn zur Schulspeisung eine Scheibe Brot obendrauf gelegt wurde.  Voller Ehrfurcht hielten sie es in beiden Händen, brachen immer nur kleine Stücke davon ab und kauten sie langsam und sorgfältig. Die Rinde schließlich lutschten sie wie ein Bonbon. Von ihnen habe ich gelernt, dass Brotessen ein Fest ist.

Es ist kein Zufall, dass genau auch heute der internationale Welternährungstag im Kalender steht. Wir hier können jeden Tag Brot essen. Tun wir es doch in Ehrfurcht und mit großer Dankbarkeit, in Dankbarkeit für die Menschen unter uns, die Säen, Ernten und Brot backen. „Unser tägliches Brot gib uns heute!“, heißt es im Vaterunser. Und essen und brechen wir unser Brot, auch mit dem Wunsch und dem Willen, andere, im eigenen Land und in der Welt, nicht hungern zu lassen. Jeder 11. Weltbürger ist leider nicht in dieser glücklichen Lage. Es ist ein Menschenrecht, ein Stück Brot in Händen zu halten.

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