Maß-volle-Macht

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Seit Präsident Trumps Amtsantritt kursiert folgender Witz: Trump steht erbost vor Gottes Thron und lässt ihn kurz und bündig wissen, dass dies sein Platz sei. Gott sei‘s gedankt - nur ein Witz! Trotzdem wird es einem mulmig, wenn Darwins Idee, dass immer die Stärksten überleben, sich derzeit dahingehend steigert, dass die Reichsten sich als das Maß der Überlebenden sehen und dazu die Welt in Geiselhaft nehmen. Wahrlich, eine maßlose Überschätzung!  

Der griechische Philosoph Aristoteles rückte schon im 3. Jh. v. Ch. die Vorstellung vom richtigen Maß an die richtige Stelle. Das rechte Maß liegt für ihn in der Mitte zwischen Übermaß und Mangel. Gemeint ist damit der versöhnende Ausgleich zwischen extremen Polen. Das betrifft den Konsum genauso wie die Ausübung von Macht. Jeder, der beauftragt ist, ein Amt auszuüben, braucht Macht. Maßt sich aber ein Amtsinhaber das Recht an, alleinig Maß-gebend zu sein, dann ist die Spirale zur Maßlosigkeit vorprogrammiert. Die Reihe der sterblichen Menschen, die sich erhoben haben, um gottgleich zu herrschen, reicht mindestens von den Pharaonen, über manche Zaren, Kaiser und Führer bis in unsere Zeit herein. Es mag den Anschein haben, dass unsere Welt von solchen Individuen immer voller wird. Wer aber genauer hinsieht, stellt fest, dass die Zahl und die Kraft derer, die kontinuierlich - und meistens unauffällig - am Ausgleich arbeiten, unsere Welt fortlaufend im Lot hält, und sie bringt sie auch immer wieder ins Lot, wenn sie aus den Fugen gerät. An uns ist es, die Demokratie, zugunsten der Menschen für die sie da ist, hellwach mitzugestalten und jedweder Maßlosigkeit einzelner früh genug den Wind aus den Segeln zu nehmen. Zugleich ist es gut für uns, die Allmacht dort zu belassen, wo sie maßvoll angesiedelt ist, beim Schöpfer der Welt.

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