Wagemutig mobil oder sesshaft

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Längst hat sie wieder begonnen, die Saison der Motorradkonvois und Autokarawanen auf unseren Straßen. Modern sein heißt eben - Reisen, heißt in Bewegung bleiben! Wir sind jedoch nicht die ersten Touristen auf unserer Erde. Die wandernden Nomaden waren unsre Vor(aus)gänger - ohne Navi wohlgemerkt. Die Sesshaftigkeit kam später, sie ist eine relativ junge Erfindung. Und wer von uns, die heute bequem mit einem Flugzeug hoch oben in der Luft nach Afrika fliegen können, denkt schon einmal daran, dass einst die ersten von damals sich dort unten auf dem Landweg nach Norden durchschlugen. Niemand weiß, warum sie auf Wanderschaft gingen, vielleicht, weil es zu nass, zu heiß oder zu kalt wurde oder weil sie auf der Flucht waren. Möglicherweise war es der pure Reiz des Unbekannten, der sie antrieb. Jedenfalls war es stets ein Wagnis mit offenem Ausgang!  

Reisen birgt einen Zwiespalt in sich. Zurücklassen und Zurückschauen ist das eine, Erobern und Vorwärtsschauen das andere. Doch das ist gerade dabei, sich zu verändern. Unsere aktuellen Kommunikationsmittel formen einen neuen Menschentyp, eine Symbiose aus beidem, den „Sesshaften Touri“. Das geht dann so: Im rasenden ICE per Video an der Sitzung im eigenen Büro teilnehmen, vom Mount Everest herab die Kinder auf dem heimatlichen Spielplatz trösten, von der Südseeinsel aus sein Eigenheim digital überwachen und - was wir auch schon gesehen haben - vom Mond herab mit den Kollegen auf der Erde plaudern. Aber leider gilt diese schöne Welt für viele nicht. Zu viele sind gezwungen, ihre Sesshaftigkeit aus Angst aufzugeben und gehen, wie schon unsere Vorfahren, einem unbekannten Wagnis entgegen. Ob wir Menschen diesen himmelschreienden Unsinn einmal begreifen lernen, den wir damit einander antun?

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