Warteschleife Advent

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Warteschleife - tüt, tüt, tüt - und schon ist man wieder mal draußen. Ob jemals eine Generation vor uns so warteschleifengeplagt war, wie wir, ist nicht bewiesen. Bei etwas mehr Glück, dröhnt einem durch den Hörer nervige Musik, mit eingesprenkeltem „Please hold the line!“, entgegen, – wo man es doch lieber vorgezogen hätte, nur still zu warten.  

Obwohl wir aktiv und viel unterwegs sind, sind wir im Grunde wartende Menschen. Warten, darauf, dass jemand ans Telefon geht, der nächste Erste das Gehalt/die Rente bringt, die Karriere glückt, warten darauf, die richtigen Menschen kennenzulernen, wieder gesund zu werden oder einfach nur das Warten auf den Schlaf. Und dazwischen? – spielt sich dazwischen auch noch etwas Wertvolles ab?  Irgendwann erspürt man, dass auch Warten etwas Wertvolles ist!  Warten kann hoffnungsvoll, angstvoll oder beides zugleich sein. Es hat etwas Weites, Offenes an sich, denn das Erwartete kommt auf seine eigene Art und oft ganz anders als erwartet. Darum ist es gut und wichtig, auch das Warten zu gestalten, das „Dazwischen“ mit Leben zu füllen, eine „Kultur des Wartens“ zu entwickeln. Warten ist kostbare Zeit, ein Freiraum, der mit kreativen Gedanken oder mit Gedanken des Friedens, der Freundschaft, der Liebe, der Dankbarkeit gefüllt werden kann. Denn schließlich ist Warten ein Zeichen dafür, dass noch Möglichkeiten vor uns liegen. In diesem Zeichen des Wartens steht auch der Advent, der dem Fest der Menschwerdung Gottes unter uns vorausgeht. Der Advent ist eine Warteschleife, eine Symbolzeit dafür, dass es Geduld braucht und dass es lange dauert, vermutlich ein Leben lang, bis das Menschwerden auch in uns zur Reife kommt. Zwischen dem Eingang in das Leben und seinem Ausgang ist Zeit, Zeit, das Leben zu suchen, es zu finden und es lieben zu lernen. So gesehen, kann sogar eine Warteschleife zur kostbaren Zeit werden!

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